Über die `Alte Kirche´ zu Wagenfeld, den Vorgängerbau unserer heutigen Kirche, lässt sich nur wenig berichten. Allzu dürftig sind die verfügbaren Informationen über Bau und Aussehen; eine bildliche Darstellung fehlt uns ganz.
Auf einer Karte von Wagenfeld aus dem Jahre 1768 ist zwar die Kirche zu erkennen, doch lässt die Karte aus der Feder des Vermessers Friedrich Christoph Dietrich Scheller über das Aussehen der Kirche nur den Schluss zu, daß sie in etwa die gleiche Gestalt wie die heutige Kirche gehabt zu haben scheint. Man erkennt einen – vergleichbar zu den anderen Häusern – hohen Turm und den daran anschließenden Kirchenraum.
Angeblich soll es sich bei diesem Gebäude um einen Fachwerkbau gehandelt haben.
Zweimal findet sich in den Akten die Aussage, daß dieses Gebäude Anno 1610 erbaut worden sei: „… oben an der einen Seiten Thür der alten Kirche war ein Stein mit der Jahres Zahl 1610 eingemauert, welches das Jahr ihrer Erbauung sein sollte …“.
Offenbar war man bei dem Kirchenbau im Jahre 1610 auf die Spendefreudigkeit der Wagenfelder angewiesen, denn in den Sterberegistern von 1694 findet sich folgende Eintragung: „… den 28ten December ist die 100 jährige Frau Wende Fürstenau, Gebben Casten Schwiegermutter, welche anno 1610 zu dehm Kirchenbau hierselbst Steine zugetragen, begraben worden …“. Wenn man ansonsten auch sehr skeptisch sein kann, wenn in den Sterberegistern 100 jährige genannt werden, so muss Wende Fürstenau, so sie tatsächlich Steine zum Kirchenbau gestiftet hat, wirklich an die 100 Jahre alt geworden sein.
Weiter erfährt man nichts genaues über dieses Gotteshaus. Es steht aber fest, daß zumindest der Altarraum, wenn nicht auch andere Bereiche des Gebäudes als Grabstätte gedient haben. Zum einen wurden die Patronaten der Kirche, die Drosten von Cornberg auf Auburg, und andere Mitglieder dieses Adelshauses in der Kirche begraben. Aber auch die in Wagenfeld gestorbenen Pastoren fanden ihre Ruhestätte in der Kirche. Ferner wurde diese Ehre auch den Amtmännern auf Auburg zuteil. Am 22. März 1704 wurde der Verwalter Christoph Staffhorst in der Kirche begraben; seine Grabplatte befindet sich heute auf der rechten Seite neben dem Gebäude. Die Sterberegister geben darüber Auskunft, daß am 29. März 1755 der Amtmann Dr. Wilhelm Heinrich Glanaeus „… in der Kirche, vor dem Cornbergischen Begräbnis an der linken Seite der Canzel, auff Consistorial Befehl ohne Entgelt eingesencket und begraben …“ wurde.
Über die Inneneinrichtung vermag man sich ein etwas genaueres Bild verschaffen als über die Außengestalt der Kirche, denn viele der heutigen Einrichtungsgegenstände hatten auch schon in der alten Kirche ihren Platz gehabt: und zwar die kleine Glocke, der Altar, die Kanzel, der Taufstein, die Armleuchter, die Ölbilder und die Wappenbilder.
Als man sich in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts Gedanken über den Neubau der Kirche machte, war die alte Kirche schon über 150 Jahre alt, einsturzgefährdet und aus diesem Grunde sicherlich auch angenehmer und sicherer Aufenthaltsort mehr. Im Sommer 1772 trägt der Pastor Johann Georg Wilhelm Dannemann ins Kirchenbuch ein: „… dieses alte Gebäude da war sehr baufällig und über 60 Jahr schon mit Unterstützung dem Einfall vorgebeuget …“.
Wie baufällig die Kirche schon im Jahre 1746 gewesen ist, läßt eine Eintragung im Sterberegister erahnen. Am 10. Februar 1746 hat Johann Henrich Eiels seinen vierjährigen Sohn Gerd Henrich, der an den Masern verstorben war, begraben lassen. „… bey dessen Beerdigung ist die Glocke aus dem Turm gefallen …“. Mag die Stimmung bei dieser Beerdigung schon betrüblich genug gewesen sein, so wird das Getöse beim Aufprall der Glocke, die von oben aus dem Turm herabfällt, bei den Anwesenden noch einen zusätzlichen Schrecken verursacht haben.
Zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Es scheint ohnehin ein Wunder zu sein, daß während der 60 jährigen Baufälligkeit der Kirche niemand in oder an dem Gebäude zu Schaden gekommen ist.
Nachdem das Christlich-Churfürstlich-Hessische Consistorium in Rinteln dann die Erlaubnis zur Erbauung eines neuen Gotteshauses erteilt hatte, wurde am 6. Juni 1772 damit begonnen, die alte Kirche niederzureißen.